Was heute der Verein Felistas Afrika-Hilfe Kempen e. V. ist, fing vor einigen Jahren mit kleinen und sehr persönlichen und unbürokratischen Initiativen an. Die Fußballmannschaft des Charter FC erhielt aus privaten Spenden Trikots und Fußballschuhe.
Dann folgten Stofftiere für die Kinder der Frauen, die in Charter Estate auf den Kartoffelfeldern arbeiten. Dann kamen Päckchen mit Stiften und anderen Schulmaterialien für die Primärschule im Dorf.
Als dann die Trinkwasserversorgung des Dorfes und der Schule zusammenbrach, wurde die Sache etwas komplizierter und aufwendiger. Der Wassertank, in den das Trinkwasser aus einem Bohrloch gepumpt wird und der die Schule mit Trinkwasser versorgt, muss erneuert werden.
Als dann ein Artikel zur Situation in der Charter Primary School in der Zeitschrift Kempen-Kompakt erschien, kamen spontan Angebote für Geldspenden und andere Formen der Hilfe. Deshalb wurde die Felistas Afrika-Hilfe Kempen initiiert, damit man die ganze Sache ordentlich und mit einer transparenten Struktur organisieren kann. Aber so wie es anfing, soll es bleiben: persönlich und unbürokratisch.
Charter Estate ist eine kleine ländliche Gemeinde in Zimbabwe, etwa 120 km südöstlich der Hauptstadt Harare. Charter besteht aus etwa 50 Familien in alten Farmarbeiterunterkünften, fast alle ohne Strom- und Wasserversorgung. Es hat eine Kirche, eine meist unbesetzte Polizeistation, eine unbesetzte Krankenstation, einen Veterinär, alte ungenutzte Lagerhäuser für Tabak und andere landwirtschaftliche Produkte und die Charter Primary School mit etwa 200 Schülerinnen und Schülern.
Charter unterscheidet sich nicht von vielen anderen ländlichen Gemeinden in Zimbabwe, die von dem wirtschaftlichen Verfall des ehemals blühenden Landes schwer gebeutelt sind. Das Dorf ist das Zentrum einer ehemaligen Staatsfarm aus Rhodesiens Zeiten, wo in einem wirtschaftlich bedeutenden Tabakanbaugebiet neue Sorten und Anbaumethoden ausprobiert wurden. Viele dieser Staatsfarmen fielen dem politischen Missmanagement des 1980 unabhängig gewordenen Landes zum Opfer. Die Farmen wurden privatisiert und das Land an Privateigentümer verteilt. Das ist erst mal kein Problem; aber von den 13 Privatfarmen, die aus der Staatsfarm hervorgingen, ist nur eine in Betrieb. Auf den anderen weiden Kühe oder wird in Subsistenzlandwirtschaft Mais zum Überleben angebaut.
Damit sind aber die meisten der Farmarbeiter arbeitslos und versuchen, mehr schlecht als recht über die Runden zu kommen. Mit dem wirtschaftlichen Verfall sind auch die meisten der staatlichen Leistungen zusammengebrochen: Die Krankenstation ist unbesetzt, auf der Polizeistation hält sich wacker ein einsamer Beamter, der nebenbei als Wachmann auf der Farm arbeitet. Der Veterinär ist manchmal da, hat aber keine Medikamente zur Behandlung der Kühe. Die Kirche wird von allen Religionen genutzt, was sinnvoll erscheint.
Die Grundschule und die einige Kilometer entfernte Sekundarschule funktionieren weiter. Allerdings ist auch ihnen die wirtschaftliche Situation im Lande in allen Bereichen anzusehen. Die Gebäude werden alt, und Geld für Reparaturen ist knapp. Schulbücher und andere Schulmaterialen werden von Generation zu Generation weitergereicht. Tafeln gibt es in den Klassenräumen nicht; die werden mit grüner Farbe an die Wand gemalt. Die Schuluniformen der Kinder werden immer verwaschener, und viele Kinder haben keine mehr. Ihre Bücher und Helfe tragen sie in Plastiktaschen, Bleistifte werden geteilt. Dies hat sich aber durch Spenden aus Kempen geändert, und es ist schon lustig, Kinder mitten in Zimbabwe mit einem Kugelschreiber der Sparkasse Krefeld zu sehen. In Charter hat man sich allerdings an Kempen gewöhnt, denn die Fußballmannschaften des Dorfes tragen mit Stolz Trikots von Thomasstadt Kempen.
Eines der Grundprobleme der Schule ist die Wasserversorgung. In den ländlichen Gebieten geschieht die Wasserversorgung über ein Bohrloch, aus dem Wasser in einen Tank gepumpt wird, von dem aus dann die Wasserversorgung für die Schule und die Lehrerhäuser erfolgt. Der Tank ist bei den häufigen Stromausfällen entscheidend, weil man damit die Wasserversorgung sicher stellen kann, bis die Pumpe wieder für Nachschub sorgt. Der alte Wellblechtank ist aber an allen Ecken und Enden undicht, sodass er nur bis zu einem Drittel gefüllt werden kann. Das sind etwa 1.500 Liter. Diesen Tank zu ersetzen war das erste Projekt der Felistas Afrika Hilfe Kempen.
Da sind erst mal Rainer und Christiane Hamm, mit denen alles angefangen hat. Schon 2005 hatten sie ihre Liebe für Afrika entdeckt. 2012 haben sie dann erstmalig Zimbabwe besucht. Bei einem Besuch auf der Farm bei Fort Charter fielen ihnen sofort die Kinder auf, die den ganzen Tag in der prallen Sonne sitzen, während ihre Mütter auf dem Feld arbeiten. Bei der Gelegenheit lief ihnen auch ein fünf Jahre altes Mädchen mit dem Namen Felistas über den Weg. Dieses Mädchen genießt heute die besondere Unterstützung von Christiane und hat dem Verein den Namen gegeben. Die Hamms haben dann in Kempen in ihrem Freundeskreis die ersten Aktionen organisiert: Die Trikots und die Fußballschuhe, die Puppen und das Schulmaterial. Sie haben sich auch mit dem Finanzamt wegen der Vereinsgründung auseinandergesetzt und Freunde für die Vereinsgründung an den Tisch geholt.
Auf der anderen Seite sind Sekai und Helmut Orbon in Harare/Zimbabwe. Helmut ist aus Lobberich, hat am Thomaeum Abi gemacht und den Rest seines Lebens als Entwicklungshelfer vor allem in Afrika verbracht. Von 2002 bis 2004 haben die beiden mit ihren Kindern in Kempen gelebt, bevor sie wieder nach Afrika ausgereist sind. Sekai's Vater betreibt eine Farm auf Charter Estate und so kam der regelmäßige Kontakt zustande.
Dann sind da noch Jussuf Birker, der die Geschichte der Charter Primary School in Kempen Kompakt erzählt hat; da ist Georg Baumeister, der die Geschichte gelesen hat und der zusammen mit seinen Töchtern verdammt viel Geld für die Erneuerung der Wasserversorgung in der Schule gespendet hat; und da sind die Verantwortlichen aus Kempen, die die ausgemusterten Trikots zur Verfügung gestellt haben, und Uwe Worringer, der bestimmt 20 Paar gebrauchte Fußballschuhe beschafft hat. Und da sind einige weitere, die spontan ins Portemonnaie gegriffen haben, um bei der Finanzierung von Hilfsmaterial und den hohen Portokosten zu helfen. Alles also ganz normale Menschen wie du und ich, die nichts anderes wollen, als einen kleinen Beitrag zur Verbesserung von Lebensumständen Anderer zu leisten.